Als Sitzwarte nutzten die Raubfliegen stets eine südexponierte Totholzaufschichtung am Rande einer Hasel-Hainbuchen-Baumhecke. Dort ist es besonders warm und am Fuße erstreckt sich eine blütenreiche, magerrasenähnliche Böschung. Potenzielle Beutetiere, darunter vor allem andere Zweiflügler und kleinere Hautflügler, erscheinen hier regelmäßig in lohnender Anzahl. Auch diente der Totholzstapel den Fransen-Mordfliegen als Rendezvous-Platz. In diesem Jahr (2012) zeigen sich die Raubfliegen wiederum am selben Ort mit gleichem Verhalten.
Während Choerades fimbriata in Nord-Hessen und Thüringen bereits vor vielen Jahren nachgewiesen wurde, gibt es bisher offenbar keinen publizierten Fund aus Niedersachsen (Wolff 2012a). Es scheint so, als ob die Mittelgebirgsschwelle derzeit grob die nordwestliche Arealgrenze abbildet (siehe Karte).
Im Haus- und Versuchsgarten zeigt zumindest die erwachsene Mordfliege eine klare Präferenz für trockenwarme Örtlichkeiten. Die Klassifizierung als eine Spezies mit „Bindung an mäßig warme, feuchtere Habitate wie z. B. Laubwälder, gebüschreiche Wiesen o. ä., die aber trockene Offenhabitate weitgehend meidet („Waldart”)” (Wolff [2012b]), kann nach den eigenen Beobachtungen nicht bestätigt werden.
Choerades fimbriata gehört im Vergleich zu den beispielsweise deutlich weiter verbreiteten und im Hausgarten gleichfalls erscheinenden Choerades marginata (Linnaeus, 1758) oder Dioctria hyalipennis (Fabricius, 1794) zu den allenfalls „mäßig häufigen” Raubfliegen (Wolff [2012b]).
Hat man sich mit den kennzeichnenden Artmerkmalen (vgl. z. B. Geller-Grimm 2003) vertraut gemacht, lassen sich auch vor Ort Fransen-Mordfliegen mittels Handlupe eindeutig identifizieren. Besonders den Freunden naturnah gestalteter Gärten sei daher empfohlen, diesen erstaunlich vernachlässigten Insekten mehr Aufmerksamkeit zu widmen, auch oder gerade weil diese nicht das Privileg des gesetzlich verordneten Artenschutzes genießen. Und vielleicht fällt dann ein wenig mehr Licht auf ihre noch weitgehend unbekannte Biologie wie Ausbreitungsgeschichte.
Quellen
Geller-Grimm, F. (2003): Fotoatlas und Bestimmungsschlüssel der Raubfliegen Deutschlands. Halle/Saale. [CD-ROM]
Wolff, D. (2012a): Atlas der Raubfliegen Deutschlands, Version: 4.13.0 - www.asilidae.de/index.htm [aufgerufen am 17.08.2012]
Wolff, D. [2012b]: Rote Liste und Gesamtartenliste der Raubfliegen (Diptera: Asilidae) Deutschlands. I. Fassung, Stand Dezember 2010. Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (2011): 143-164.